Kein Outsourcing des Lektorates in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Veröffentlicht am 12.05.2015 in Berlin

Die SPD Friedenau hat auf ihrer Mitgliederversammlung am 28.4.2015 folgenden Antrag beschlossen:

Kein Outsourcing des Lektorates in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin in die EKZ Reutlingen

Wir fordern die sozialdemokratischen Mitglieder des Abgeordnetenhauses und des Berliner Senats dazu auf, das Outsourcing in der Zentralen Landesbibliothek ZLB zu verhindern und zu beschließen, das Lektorat und die Buchanschaffung in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin zu belassen, um die bundesweite Einzigartigkeit und das berlinspezifische Profil als sowohl wissenschaftliche als auch öffentliche Bibliothek zu erhalten.
Die Arbeit des Lektorates soll weiterhin von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in der ZLB geleistet werden. Der Bucheinkauf soll wie bisher im Berliner Buchhandel verbleiben, um den lokalen Buchhandel zu stützen und nicht in Reutlingen gemacht werden. Die Lektorinnen und Lektoren der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) sollen auch weiterhin für die qualifizierte Bestandsauswahl zuständig sein, die eng auf den Bedarf der Benutzerinnen und Benutzer ausgerichtet ist.

Begründung:
Die Zentral- und Landesbibliothek ist ihrem Charakter als öffentliche-wissenschaftliche Bibliothek absolut Berlin-spezifisch und in Ihrem Charakter deutschlandweit einmalig. Mit ihrem eigenen Lektorat kann die ZLB jederzeit auf die Spezifika des Bedarfes einer Metropole zu aktuellen Themen eingehen. So ist sie in der Lage, Hintergrundinformationen zeitnah zur Verfügung zu stellen. Die Bücher werden über den Berliner Buchhandel bezogen.
Die Absicht des Managements der ZLB, die Buchauswahl und –bearbeitung in der ZLB zukünftig zum größten Teil an eine private Agentur, die ekz.bibliotheksservice GmbH in Reutlingen abzugeben, würde für Berlin in vielerlei Hinsicht Nachteile bringen.

  • Die beabsichtigten Outsourcingmaßnahmen schwächen auch den Berliner Buchhandel, indem für die ZLB aufgewendete Steuergelder zukünftig nach Reutlingen fließen.
  • Außerdem werden öffentliche hochqualifizierte Tätigkeiten nach Reutlingen verlagert und verbleiben nicht in Berlin.

Die rein betriebswirtschaftlich motivierte und willkürliche Festlegung, dass zukünftig 24.000 Medien in standardisierten Paketen regalfertig durch Fremddienstleister bezogen werden müssen, verkennt die besondere Funktion, dass die ZLB in einem dreistufigen Bibliothekssystem mit ca. 80 Bezirksbibliotheken, davon 12 Bezirkshauptbibliotheken, als übergeordnete Bibliothek eines eigenständigen Bundeslandes einen speziellen und ergänzenden Bedarf befriedigen muss.
Dies ist mit standardisierten Medienpaketen in bisheriger Qualität nicht möglich. Negative Auswirkungen eines Outsourcings des Bucherwerbs wären unvermeidbar. Belastbare Gründe werden nicht vorgebracht, welche die Abschaffung des Herzstücks der Bibliothek, die qualifizierte Bestandauswahl durch die Lektorate, rechtfertigen könnten.
Zum Vorlauf der Entscheidung: Im August 2014 wurde den Professoren Umlauf und Vonhof der eng umrissene Auftrag erteilt, ein Konzept dafür zu entwickeln, wie der Bestandsaufbau der ZLB in ein kennzahlengestütztes „Massengeschäft“ mit einem „Höchstmaß an wirtschaftlichem Einsatz von Fremddienstleistungen“ umorganisiert werden kann. In diesem Konzeptentwurf, der rein betriebswirtschaftlich orientiert ist und eine enge Zusammenarbeit mit der ekz.bibliotheksservice GmbH in Reutlingen vorsieht, ohne weitere Alternativen zu prüfen, heißt es zur bisherigen Arbeit der Lektorinnen und Lektoren der ZLB:
„Die außerordentlich hohen Ausleihzahlen und die vielfältigen Informationsmittel, auf die die Auswahl sich gründet, stehen für einen bemerkenswert differenzierten und umsichtigen Bestandsaufbau. Das Bestandsprofil unterscheidet sich deutlich einerseits vom Bestandsprofil von Hochschulbibliotheken,… andererseits vom Bestandsprofil von Zentralbibliotheken deutscher Metropolen…“
Dieses besondere Angebot der ZLB sollte in seiner Qualität für die Bevölkerung Berlins erhalten bleiben.
Einige konkrete Beispiele für die negativen Auswirkungen eines Outsourcings des Bucherwerbs:

  • Die ZLB hat den besten und umfassendsten Bestand an Sprachkursen in der Stadt. Viele an Fremdsprachen Interessierte kommen nur wegen der Sprachkurse in die ZLB. Das betrifft vor allem auch die vielen Ausländer, die Deutsch lernen wollen und Kurse in den verschiedenen Sprachniveaus suchen.
  • Die ZLB ist die einzige Bibliothek in Berlin mit einem ausgebauten Medizinbestand, der für alle öffentlich zugänglich ist. Er wird vor allem von den vielen Auszubildenden in den nichtakademischen Medizinberufen wie Arzthelferinnen, Krankenschwestern oder Altenpflegern genutzt.
  • Die ZLB pflegt eine große Pädagogikabteilung. Sie wird u.a. stark von vielen auch älteren Umschülern benutzt, die in den Erzieherberuf einsteigen wollen, für den es ja einen großen Bedarf in Berlin gibt.
  • Fächer zu gesellschaftlichen Fragen wie Politik, Sozialwissenschaften und auch das Fach Geschichte würden durch die Übergabe des Großteils der Buchauswahl an den Dienstleister ekz.bibliotheksservice GmbH stark eingeschränkt werden. Die vielfältige Informationsmöglichkeit für das allgemeine Publikum gäbe es dann nicht mehr.
 

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