Aufklärung kann helfen: Elke Ahlhoff referiert über Risiken von Minijobs

Veröffentlicht am 01.11.2014 in Arbeit

7,4 Millionen Menschen. So viele Minijobber_innen gibt es in Deutschland. In Tempelhof-Schöneberg leben davon immerhin rund 22.000. Grund genug für die SPD Friedenau sich mit diesem Thema intensiver auseinanderzusetzen. Auf der Mitgliederversammlung am 28.10.2014 hat Elke Ahlhoff, selbst Genossin und Beraterin bei Wert.Arbeit, das Modellprojekt Joboption Berlin vorgestellt: „Warum Minijob – mach mehr draus“. Ein Projekt, das von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen im Rahmen des Programms BerlinArbeit gefördert wird.

Anfangs waren Minijobs dazu gedacht, Menschen übergangsweise Arbeit anzubieten, um sie dann in einen sozialversicherungspflichtigen Job weiter beschäftigen zu können. In der Theorie positiv für beide Seiten – das Unternehmen sowie die Minijobber_innen. In der Praxis leider wenig positiv und schon gar nicht für die Beschäftigten. „Es gibt keine Krankenversicherung, die Beschäftigten arbeiten überwiegend im Niedriglohnbereich, die Rentenbeiträge sind minimal und die Verweildauer im Minijob beträgt im Durchschnitt 7 Jahre“, erklärte Elke Ahlhoff. Das ist alles andere als eine Übergangslösung. Besonders betroffen seien Frauen, die mit einem Anteil von 63 Prozent in der Bundesrepublik weit mehr als die Hälfte ausmachten.

Profitieren würden vom Minijob meist Studierende oder Senior_innen, die sich etwas dazuverdienen möchten. Ein viel größerer Profiteur seien jedoch die Unternehmen. Es gäbe Unternehmen, die die Option Minijob regelrecht als Geschäftsmodell begreifen würden. „Da sind 90 Prozent der Angestellten Minijobber_innen“, betonte Elke Ahlhoff. Natürlich seien das Ausnahmen. „Aber die gibt es.“ Besonders im Gastgewerbe und Einzelhandel sind Minijobber_innen beschäftigt. Aber auch im Gesundheits- und Sozialwesen. „In Pflegeberufen ist das ein wichtiges Thema“, ergänzte die SPD-Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg, Mechthild Rawert. Berlinweit liegt Tempelhof-Schöneberg mit der Anzahl der Minijobber_innen im oberen Mittelfeld. Nur in Mitte, Spandau und Neukölln ist die Zahl noch höher. Rund 5.000 Minijobber_innen in Tempelhof-Schöneberg gelten trotz ihrer Arbeit als „Aufstocker_innen“, das heißt Menschen, die nur mit zusätzlichen Leistungen vom Staat ihren Lebensunterhalt finanzieren können.

Durch Umfragen hat das Projekt herausgefunden, dass die Unwissenheit über Minijobs sowie die Rechte der Beschäftigten groß sei. „56 Prozent der Befragten dachten, Minijobber_innen hätten eine Kranken- und Unfallversicherung. Das stimmt nicht“, so die Referentin. Auch hätten rund 42 Prozent einen anerkannten Berufsabschluss. Ein „Aufstieg“ aus dem Minijob in einen sozialversicherungspflichtigen Job wäre also zu begrüßen. „Das Ziel des Projektes ist deshalb in erster Linie Aufklärung und Sensibilisierung für das Thema“, erklärte Elke Ahlhoff. „Wir bieten kostenfreie Beratung an. Für Unternehmen und für Minijobber_innen.“ Im Bezirk werde das Projekt gut angenommen. Viele Seminare seien gut besucht oder sogar ausgebucht. „Beim Thema Arbeitsrecht ist das Interesse am größten.“

In der anschließenden Diskussion wurde vor allem die Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro besprochen, die sicher erheblichen Einfluss auf den Minijob-Sektor haben wird. In diesem Zusammenhang diskutierten die Genoss_innen auch sinnvollere Kontrollmaßnahmen oder die Einrichtung von Meldestellen für Betroffene. Spannend sei auch die Frage, ob eine Beschränkung von Seiten des Bundes möglich sei, etwa in Form eines bestimmten Prozentsatzes von Minijobber_innen, der nicht überschritten werden dürfe.

Konkrete Vorschläge für Themenaktionen der SPD Friedenau wurden aufgenommen und in der nächsten Klausurtagung des Vorstandes diskutiert. Interessierte sind herzlich willkommen.

Mehr Informationen zu dem Modellprojekt gibt es unter: www.minijob-machmehrdraus.de

31.10.2014 – Ann-Christin Wehmeyer

 

 

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